Montag, 25. November 2019

Traditionelle Oration zum Fest der heiligen Katharina von Alexandrien

Am 25. November feiert die Kirche die heilige Katharina von Alexandrien, über deren Grab sich das Katharinenkloster auf dem Sinai erhebt, wo Gott dem Mose die Zehn Gebote offenbart hat.

Das Gebet des (gregorianischen) Missale Johannes' XXIII. bietet zu diesem Fest ein vollständiges Messformular, das sogar als Votivmesse genommen werden kann und dafür mit  Rubriken für die verschiedenen Zeiten des Kirchenjahres versehen ist.

Die Oratio (Collecta) = Tagesgebet nimmt Bezug auf das zentrale alttestamentliche Geschehen:

Deus, 
qui dedísti legem Moysi in summitáte montis Sínai,
et in eódem loco per sanctos Ángelos tuos
corpus beátæ Catharínæ Vírginis et Mártyris tuæ
mirabíliter collocásti:
præsta, quaésumus;
ut, ejus méritis et intercessióne,
ad montem, qui Christus est, perveníre valeámus.

Gott, 
der du das Gesetz dem Mose auf dem Gipfel des Sinai gegeben hast
und an diesen Ort durch die heiligen Engel
den Leib der seligen Jungfrau und Martyrin Katharina
wunderbar gelegt hast,
gewähre, wir bitten,
daß wir durch ihre Verdienste und Fürsprache
zu dem Berg, der Christus ist, zu gelangen imstande seien.


Samstag, 9. November 2019

Präfation zum Fest des heiligen Martin von Tours

Vere dignum et justum est, æquum et salutáre,
nos tibi semper et ubíque grátias ágere:
Dómine, sancte Pater, omnípotens ætérne Deus.

Quem glorificámus honorándo Sanctum Martinum,
qui Fílii tui Jesu Christi éxtitit fulgens discípulus.

Et ántequam grátiam baptísmi recépit
édidit exémplum præclárum 
erga páuperes caritátis.

Abrenuntiátis vitæ militáris honóribus,
Fílium tuum Jesum Christum solum secútus est Regem sæculórum,
serviéndo ei húmiliter in vita monástica.

Quem totis viscéribus Christum únicum magístrum diligéntem
elegísti pópuli tui pastórem,
plenum zelo fídei orthodóxæ et amóre Ecclésiæ tuæ.

Et ídeo, cum ángelis et archángelis
qui eum inter sanctos cæli recepérunt,
hymnum glóriæ tuæ cánimus
sine fine dicéntes:

Übersetzung für den liturgischen Gebrauch:

In Wahrheit ist es würdig und recht, (angemessen und heilsam,)
dir, allmächtiger Gott, immer und überall zu danken.

Dich rühmen wir, wenn wir den heiligen Martin ehren,
den glänzenden Schüler deines Sohnes Jesus Christus.

Schon vor seiner Taufe gab er ein leuchtendes Beispiel 
für die Liebe zu den Armen.
Den Ehren des Soldatenlebens entsagte er, 
um als Mönch allein Jesus Christus zu dienen,
dem König der Ewigkeit.

Er liebte Christus von ganzem Herzen 
als seinen einzigen Meister.
Darum hast du ihn erwählt zum Hirten deines Volkes.
Er ging ihm voran im Eifer für den rechten Glauben
und für die Liebe zu deiner Kirche.

Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
die ihn aufgenommen haben zu den Heiligen des Himmels,
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit.



Messtexte (nach dem Missale Parisiense, lateinisch - deutsch) mit Eigenpräfation (nicht aus dem gen. Missale), zum Singen eingerichtet:

Dienstag, 5. November 2019

U. L. F. von Loreto

Papst Franziskus hat im Generalkalender der Kirche den Gedenktag "Unserer Lieben Frau von Loreto" für den 10. Dezember eingeführt.

Bei der vatikanischen Arbeit an den liturgischen Texten ist ein Grammatikfehler passiert: In der Collecta muß es "ut Mater" (nicht "matrem") heißen (unten korrigiert). Die Oration ist die zweite Kollekte für Marienmessen im Advent in der editio typica tertia des Meßbuchs Pauls VI., also nicht eigens für den Gedenktag verfaßt.

Den Gedenktag gab es schon in älteren Ausgaben des Missale (bis wenigstens 1957, 1961 nicht mehr) unter dem „Proprium Sanctorum pro aliquibus locis" (hier heißt er "In translatione almæ domus B. M. V." - Übertragung des fruchtbaren Hauses U. L. F."). Dessen traditionelle Oration wird hier ebenfalls wiedergegeben, da die neue als Commune-Oration mit Loreto nichts zu tun hat. 



DIE NEUE ORATION:


Collecta
Deus, qui promíssa Pátribus adímplens 
beátam Vírginem Maríam elegísti, 
ut Mater fíeret Salvatóris, 
concéde nobis illíus exémpla sectári, 
cuius humílitas tibi plácuit, 
et obœdiéntia nobis prófuit. 
Per Dóminum nostrum Jesum Christum, Fílium tuum,
qui tecum vivit et regnat in unitáte Spíritus Sancti Deus
per ómnia sæcula sæculórum.

möglichst wörtlich übersetzt:
Gott, der du, die Verheißungen an die Väter erfüllend, 
die selige Jungfrau Maria auserwählt hast, 
daß sie die Mutter des Heilands würde, 
gewähre uns, ihrem Beispiel zu folgen, 
deren Niedrigkeit dir gefallen 
und deren Gehorsam uns genützt hat.
Durch ihn, unsern Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes,
Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.


für den liturgischen Gebrauch:

Gott, du hast die Verheißungen an die Väter erfüllt
und die selige Jungfrau Maria erwählt,
Mutter des Heilands zu werden.
Gib, daß wir ihrem Beispiel folgen,
deren Niedrigkeit dir gefallen
und deren Gehorsam uns geholfen hat.
Durch unsern Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes,
Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.



DIE ALTE ORATION:


Collecta secundum Missale Romanum (1957)
Deus, qui beátæ Maríæ Vírginis domum 
per incarnáti Verbi mystérium misericórditer consecrásti, 
eámque in sinu ecclésiæ tuæ mirabíliter collocásti: 
concéde; ut, segregáti a tabernáculis peccatórum, 
digni efficiámur habitatóres domus sanctæ tuæ.
Per eúndem Dóminum nostrum Jesum Christum, Fílium tuum,
qui tecum vivit et regnat in unitáte Spíritus Sancti Deus
per ómnia sæcula sæculórum.

möglichst wörtlich übersetzt:
Gott, der du der seligen Jungfrau Mariens Haus 
durch des eingefleischten Wortes Geheimnis barmherzig geweiht 
und es/sie im Busen der Kirche wunderbar angelegt hast, 
gewähre, daß wir, abgesondert von den Zelten der Sünder, 
gemacht werden zu würdigen Bewohnern deines heiligen Hauses.
Durch ihn, unsern Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes,
Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.


für den liturgischen Gebrauch:
Gott, du hast in deiner Barmherzigkeit
das Haus der seligen Jungfrau Maria
durch dein eingeborenes Wort geheiligt
und es zum Keim deiner Kirche gemacht.
Löse uns von den Zelten der Sünder
und mache uns zu würdigen Bewohnern deines heiligen Hauses.
Durch ihn, unsern Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes,
Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Dienstag, 29. Oktober 2019

Lutherische Messe zur Kevelaerwallfahrt

Eine (1.) nach den liturgischen Texten der Kevelaerer Votivmesse und (2.) nach der von Wilhelm Stählin und Christhard Mahrenholz verantworteten lutherischen Agende von 1955 zusammengestellte "lutherische Votivmesse" zur Trösterin der Betrübten findet sich hier.

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Präfation zum Dionysiusfest

Das Missale Parisiense von 1738, das ich in einem Nachdruck vor mir habe, bietet eine eigene Präfation zum Fest der Heiligen Dionysius, Rusticus und Eleutherius, Martyrer von Paris (9. Oktober). 

Dionysius, der erste Bischof von Paris, wurde später mit Dionysius Areopagita (der sich nach der Predigt des Paulus auf dem Areopag in Athen zu Christus bekehrte und erster Bischof von Athen wurde), und dem Verfasser lichtmetaphysischer Schriften unbekannten Namens, der unter dem Namen des Areopagiten schrieb ("Pseudo-Dionysius-Areopagita" - vielleicht war es der?) identifiziert. Diese Zusammenführung dreier Heiliger erhöhte die theologische Würde des Festes und führte unter Einfluß der genannten Schriften, die in der Abtei St.-Denis (Königsgrablege) vorhanden waren, zur Entstehung der Gotik. 

Vere dígnum et justum est, æquum et salutáre,
nos tibi semper et ubíque grátias ágere,
Dómine sancte, Pater omnípotens, ætérne Deus,
qui nos secúndum misericórdiam tuam magnam
de ténebris ad lucem vocáre dignátus es,
et de potestáte Sátanæ eréptos,
in fílios adoptiónis assúmere.
Tua enim, Dómine, misericórdia,
tua grátia,
verbum fídei in nobis Martyrum tuórum labóre seminátum est,
et sánguine fœcundátum.
Nunc ergo, Pater sancte, confírma hoc quod operátus es in nobis,
et gregem istum, quem Fílio tuo donásti, consérva,
tuæ virtútis auxílio,
ut sanctificátum in veritáte,
perféctum in unitáte,
consummáre dignéris in glória.
Per eúndem Christum Dóminum nostrum,
per quem majestátem tuam láudant Angeli,
et omnes spíritum cœléstium chori
sócia exultatióne concélebrant.
Cum quibus et nostras voces ut admítti júbeas deprecámur,
súpplici confessióne dicéntes.

Sanctus, sanctus, sanctus…


Die folgende Übersetzung ist möglichst wörtlich gehalten und daher für den liturgischen Gebrauch nicht geeignet:

Wahrhaft würdig und gerecht ist es, angemessen und heilsam,
daß wir dir immer und überall danken,
heiliger Herr, allmächtiger Vater, ewiger Gott,
der du uns nach deinem großen Erbarmen
aus der Finsternis ins Licht zu rufen geruht hast
und uns aus der Macht des Teufels Entrissene
unter die Kinder der Annahme aufzunehmen.
Durch dein Erbarmen nämlich, Herr,
durch deine Gnade
ist das Wort des Glaubens in uns 
durch die Mühe deiner Martyrer gesät worden
und durch (ihr) befruchtendes Blut.
Nun also, heiliger Vater, bestärke das, was du gewirkt hast, in uns,
und bewahre diese Herde, die du deinem Sohn gegeben hast,
durch die Hilfe deiner Kraft,
damit du sie – geheiligt in der Wahrheit,
vollkommen in der Einheit, –
zu vollenden geruhen mögest in Herrlichkeit.
Durch ihn, Christus, unseren Herrn,
durch den deine Majestät loben die Engel
und alle Chöre der himmlischen Geister
zusammen in Frohlocken mitfeiern.
Daß du mit ihnen auch unsere Stimmen hinzuzufügen befehlest, 
flehen wir,
in demütigem Bekenntnis sagend:

Heilig, heilig, heilig…



Die folgende Version ist für den liturgischen Gebrauch im Stil des Missale Pauls VI. nach der Ausgabe für das deutsche Sprachgebiet angepaßt:

In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater, ewiger Gott,
immer und überall zu danken,
durch unseren Herrn Jesus Christus.

Du hast uns in deinem großen Erbarmen
aus der Finsternis ins Licht gerufen,
der Macht des Teufels entrissen
und aufgenommen in die Schar deiner Kinder.

Durch dein Erbarmen und deine Gnade
haben die Märtyrer ihr fruchtbares Blut vergossen
und das das Wort des Glaubens hineingesät
in unsere Herzen.

Du stärkst in uns, was du durch sie bewirkt hast.
Du bewahrst die Herde, die du deinem Sohn gegeben hast.

Du heiligst sie in der Wahrheit,
vollendest sie in der Einheit
und führst sie in deine Herrlichkeit.

Darum preisen wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang deiner göttlichen Herrlichkeit.

Heilig, heilig, heilig…


Montag, 9. September 2019

Simultaneum mixtum in Goldenstedt - Vorbild für ökumenische Gottesdienste

In St. Gorgonius Goldenstedt kam es nach der Reformation zu einem bis heute vorbildlichen liturgischen Kompromiß in Sachen katholisch-protestantischer Ökumene: Von 1650 bis 1850 feierten Katholiken und Protestanten hier simultan die Sonntagsmesse / den Sonntagsgottesdienst. Simultankirchen gab und gibt es ja mehrere, aber mir ist kein zweites Bespiel bekannt, daß beide Konfessionen nicht nur das Gotteshaus gemeinsam behielten, sondern auch liturgisch zusammenblieben. 

Die nähere Geschichte und vor allem der liturgische Ablauf wird hier beschreiben. Es ist eine vollständige Messe, bei der die Protestanten dem Sakramentsgottesdienst still beiwohnten. 

Voraussetzungen für diese Art des ökumenischen Gottesdienstes sind anscheinend ein katholischer Priester und ein protestantischer Küster. ;-)

Näheres zu dem ebenfalls seltenen Patron St. Gorgonius (Gedenktag: 9. 9.) findet sich hier

Gorgonius ist der erste Patron des Mindener Doms. Obwohl Goldenstedt bis ins 17. Jahrhundert zum Bistum Osnabrück gehörte, war das Bistum Minden hier prägend; die Bistumsgrenze lag nur 15 km entfernt. 

Im Bistum Osnabrück wurde (in der Nachfolge des untergegangenen Bistums Minden) St. Gorgonius (bis 1914) auch eigens gefeiert, und zwar nicht als "simplex", sondern als "semiduplex".

Montag, 22. Juli 2019

"Liturgie" König Friedrich Wilhelms III. für die (alt-) preußische Union

Eigentlich nicht passend für diesen Blog, da man hier nicht von einer liturgischen Preziose sprechen kann, seien doch die folgenden Verweise mitgeteilt.

König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, verfügte als "episcopus" der Protestanten in seinem Reich die "Union" seiner, wie er es nannte, "evangelischen" Untertanen. Das war natürlich ein heikles Unterfangen, denn die Lutheraner standen den Katholiken viel näher als die (und den) Reformierten.

Die theologische Lösung seines Befehls überließ er den Professoren. Die "Liturgie" entwarfen Seine Majestät höchstselbst. 

Irgendwie liegt natürlich die Messe zugrunde. Eine der "bemerkenswerten" Eigenheiten sind z. B. die Fürbitten an der Stelle, wo der "normale Glaube" den Meßkanon erwartet. Andererseits ordnete der König an, daß der Geistliche "in priesterlichen Gewändern" an den Altar zu treten habe. Bei Interesse bitte hier selbst weiterforschen:


Freitag, 21. Juni 2019

Sequenz zu Weihnachten

Grates nunc omnes
reddámus Dómino Deo
qui sua nativitáte
nos liberávit de diabólica potestáte.
Huic opórtet ut canámus cum ángelis,
semper sit glória in excélsis.

Dank mögen wir nun alle
sagen Gott, dem Herrn,
der durch seine Geburt
uns befreit hat aus der teuflischen Macht.
Ihm gebührt, daß wir singen mit den Engeln:
Immer sei Herrlichkeit (ihm) in den Höhen!

Mittwoch, 29. Mai 2019

Vigilmesse zu Christi Himmelfahrt

Das Missale Romanum von 2002 - die editio typica tertia des Meßbuchs Pauls VI. von 1969/70 - sieht wieder eine Vigilmesse zu Christi Himmelfahrt vor.

Deren im Missale gebotenen Gesänge sind:

Antiphona ad introitum 
Regna terræ, cantáte Deo, psállite Dómino,
qui ascéndit super cælum cæli;
magnificéntia et virtus eius in núbibus, allelúia. (Ps 67, 33.35)

Ihr Reiche der Erde, singt Gott, psallieret dem Herrn,
der aufgestiegen ist über den Himmel der Himmel;
seine Hoheit und Macht (reicht bis) in die Wolken, halleluja.

Antiphona ad communionem 
Christus, unam pro peccátis ófferens hóstiam,
in sempitérnum sedet in déxtera Dei, allelúia. (Cf. Hebr 10, 12)

Christus, ein einziges Opfer für die Sünden darbringend,
sitzt auf ewig zur Rechten Gottes, halleluja.


Beide Gesänge bietet das "reformierte" Graduale Romanum nicht. Darum hier - und die weiteren Teile ergänzend - die Gesänge der traditionellen Vigilmesse zum Fest im aktuellen Graduale, die freilich größtenteils die des vorangehenden Sonntags sind. (Siehe auch hier.)

IN: Vocem jucunditatis - S. 229

ALL 1: Surrexit - S- 230 
(Beim ersten Alleluja, das Graduale in der Osterzeit, wird das erste "Alleluja" nicht wiederholt. Das Graduale Romanum von 1974 gibt übrigens für die Wochentage der Osterzeit, d. h. für die Messen mit nur einer Lesung, nur einen Allelujagesang nach der Lesung an. Vermutlich wird die 2002 wiedereingeführte Vigilmesse zu Christi Himmelfahrt zwei Lesungen plus Evangelium haben; mir liegt aber kein aktuelles Lektionar vor.)

ALL 2: Exivi - S. 230

OFF: Benedicite gentes - S. 231

CO: Cantate Domino, all. - S. 222

Liturgisches Unterholz 3

Zur Messe am Mittwoch der 6. Osterwoche (5. Woche nach Ostern), d. h. am Vigiltag von Christi Himmelfahrt findet sich folgende Rubrik im Missale des heiligen Johannes XXIII.:

Wo die Verpflichtung zum Chorgebet besteht, werden heute, wenn ein Duplex-Offizium zu feiern ist - nicht nur eines der 1. Klasse, auch ein Semiduplexfest - drei Konventmessen gelesen ("dicuntur"), die erste nach der Terz vom Offizium des Tages, die zweite nach der Sext von der Vigil, die dritte nach der Non von den Bittagen zur Prozession gemäß den Rubriken.
Wenn keine Prozession stattfindet, wird die Messe von den Bittagen in der Vigilmesse kommemoriert.
Wenn aber ein Offizium Duplex 1. Klasse zu halten ist, wird das der Vigil nicht gefeiert ("non fit"), sondern nur das von den Bittagen.
Wenn jedoch das Offizium von der Vigil zu halten ist, wird davon die Konventsmesse gelesen ("dicitur"); doch fällt, wenn die Prozession gehalten wird, die Bittmesse nicht aus.

Siehe dazu den Nachtrag aus Osnabrück hier.

Dienstag, 28. Mai 2019

Bittprozession und Bittmesse

IN LITANIIS MAJORIBUS ET MINORIBUS


Die drei Tage vor Christi Himmelfahrt wurden auf Anordnung des heiligen Bischofs Mamertus von Vienne (5. Jahrhundert) als Buß- und Bittage begangen, um die durch vielerlei Unglücksfälle gebeugten Christen geistlich aufzurichten. Dieser Brauch verbreitete sich schnell in der ganzen Kirche, die die Bittage am Ende des 8. Jahrhunderts offiziell übernahm.


Der Sinn der Bittage mit ihrer Prozession und dem eigenen Meßformular ist es, Gott um seinen Segen über die Gärten, Felder und Wälder zu bitten. Angesichts des kräftigen Frühlingswachstums vergessen wir nicht, daß die Ernte durch Frost und Hagel u.a. gefährdet ist. Wir sind trotz aller Technik und allem Fortschritt abhängig von der Natur. Auch dürfen wir uns Ihm mit unserem ganzen Leben anvertrauen: Er schenkt uns „unser tägliches Brot“, das heißt alles, was wir zum Leben und Glauben brauchen.


Vertrauensvoll und demütig wenden wir uns zu Gott, dem Geber alles Guten und flehen auch die Heiligen um ihre Fürbitte bei Gott an. (Aus dem "Schott"; Erhellendes auch hier.)


Von Montag bis Mittwoch vor Christi Himmelfahrt begeht die Kirche die Bittage. Der Sonntag davor heißt bei Protestantens (abweichend vom Introitus "Vocem jucunditatis") "Rogate" ("Bittet!"). Sie wollten also trotz Abschaffung der (Werktags-)Messe nicht auf die Bittage verzichten.


Freunde der Tradition stutzen bei diesem Brauch, der aus dem 5. Jahrhundert stammt: Wieso soll mitten in der österlichen Freudenzeit gefastet, gekniet, auf das Gloria verzichtet und violett getragen werden?


Die Not muß schon sehr groß oder das Frühmittelalter sehr dunkel gewesen sein, als man diese Bußtage in die Osterzeit einfügte. Die Römische Kirche hat sich immerhin noch 300 Jahre dagegen gewehrt.


Das Meßbuch 1969/70 sieht an diesen Tagen auch keine Bittmesse mehr vor; die Tage haben - wie alle anderen Wochentage der Osterzeit - eigene Meßformulare und Lesungen bekommen, die nichts mit den Bittagen zu tun haben. Man kann natürlich aus den Messen "Pro variis necessitatibus" wählen. 


Auch das Graduale Romanum von 1974 bietet keine "österliche" Bittmesse mehr, wohl aber unter den "Missæ ad diversa" solche "In diversis circumstantiis publicis", unter denen sich "Bittmessen" befinden.


Es sieht so aus, daß man bei der Liturgiereform ganz froh war, sich dieses Fremdkörpers in der Osterzeit entledigen zu können.


Und dennoch: Gerade weil es eigentlich nicht paßt, ist diese Tradition ja so schön. Und darum haben gerade die jüngeren Christen die Bittage wieder entdeckt, freilich ganz postmodern und echt katholisch ohne das Fasten.



PRAKTISCHE VORSCHLÄGE ZU DEN BITTMESSEN im Ordo Paulinus:


Die Bittprozession geht klassisch der Messe voraus. Konstitutiv ist die Allerheiligenlitanei, die durch weitere Gesänge und Gebete ergänzt werden kann. Die Litanei ersetzt im Ordo Paulinus das Kyrie und die Fürbitten der Messe.


Die Prozession wird mit dem Kreuzzeichen und dem liturgischen Gruß eröffnet. Sie schließt – ohne Bußakt – mit dem Tagesgebet der Messe ab. 


Vorschläge für Gebete und Gesänge für die Prozession und die Messe findet man hier:


Gesänge zur Bittprozession und zur Bittmesse


Die Messe wird in violetter Farbe und ohne Gloria gefeiert.


Das deutsche Meßbuch bietet zu den Bittagen eigene Meßformulare, die aus den "Missæ ad diversa" ausgewählt sind. (Zelebriert man auf Latein, liegen die Formulare 28, 30, ggf. 35-37 besonders nahe.)


Im Ordo Gregorianus werden in allen drei Bittmessen Jak 5, 16-20 und Lk 11, 5-13 gelesen. Will man im Ordo Paulinus nicht die Bahn-Lesungen nehmen, kann man z. B. diese auswählen:


Findet nur eine Bittmesse statt, nimmt man die fettgedruckten Schriftstellen und Gesänge. (Die Seitenangaben beziehen sich auf die alten Meßlektionare aus den 1980er Jahren.)


LESUNG:

Montag: Ausw. 3: Jak 5, 7-8.16c-18 (ML VIII, S. 241)

Dienstag: Ausw. 1: Phil 4, 6-9 (ML VIII, S. 203)

Mittwoch: Ausw. 2: 1 Tim 2, 1-8 (ML VIII, S. 141)


GRADUALE:

Alleluja "Confitemini" - Graduale 239

oder

GL 46, 1 oder 174, 7 + Ps 85 [84] (ML VIII, S. 299)

Ersatz: 

Montag: GL 428, 5 Dir will ich Dank bezeugen

Dienstag: GL 403, 2-4 Ermuntert euch und singt ...

Mittwoch: GL 144, 2.3 Erkennt, daß Gott ist unser Herr


V. D. EVANGELIUM: GL 175, 2 + entsprechender Vers

oder

Montag: Ausw. 3: Eph 1, 3 (ML VIII, S. 300)

Dienstag: Ausw. 1: 1 Chr 29, 10b.11b (ebenda)

Mittwoch: Ausw. 2: Ps 33 (32), 22 (ebenda)


EVANGELIUM:

Montag: Ausw. 3: Lk 11, 5-13 (ML VIII, S. 300)

Dienstag: Ausw. 1: Mt 6, 31-34 (ML VIII, S. 230)

Mittwoch: Ausw. 2: Mt 7, 7-11 (ML VIII, S. 283) 



Die Fürbitten werden nur gebetet, wenn die Litanei nicht gesungen wurde:


FÜRBITTEN IN DER BITTMESSE


Lasset uns beten zu Gott,

in dem wir leben, uns bewegen und sind,

um eine gute Ernte und günstige Witterung. *


1 Daß er seine ganze heilige Kirche

für seine Ernte am Ende der Zeit bereite. *


2a Daß er unser Land

vor allem Schaden bewahre. *


2b Daß er in den Herzen aller

die Dankbarkeit für seine Gaben erwecke und erhalte. *


2c Daß er alle Menschen

zum rechten Gebrauch seiner Gaben führe. *


3 Daß er den Darbenden

helfende Liebe sende. *


Daß er uns Regen und Sonnenschein

zur rechten Zeit gebe,

uns vor Blitz, Hagel und jeglichem Unwetter behüte

und uns eine gute Ernte und das tägliche Brot gebe. *


P Herr, unser Gott,

reiche deinen Gläubigen vom Himmel her

deine hilfreiche Hand,

damit wir dich von ganzem Herzen suchen

und empfangen, was wir in rechter Weise erbitten. 

Durch Christus, unseren Herrn.

Montag, 22. April 2019

Zwei Gebete zur Taufwasserweihe in der Osternacht

Im Missale Pius V. finden sich in der Feier der Osternacht zwei schöne Gebete zur Taufwasserweihe:  

1. Zu Beginn, vor dem eigentlichen Weihegebet:
Omnípotens sempitérne Deus,
adésto magnæ pietátis tuæ mystériis,
adésto sacraméntis;
et ad recreándos novos pópulos,
quos tibi fons baptismátis párturit,
spíritum adoptiónis emítte;
ut quod humilitátis nostræ geréndum est ministerio,
tuæ virtútis impleátur efféctu.
  
Allmächtiger, ewiger Gott,
steh (uns) bei durch die Geheimnisse deiner großen Milde,
steh (uns) bei durch die Sakramente;
und zu den wiederzuerschaffenden neuen Völkern,
die dir der Brunnen der Taufe gebären soll,
sende den Geist der Annahme aus,
damit das, was der Dienst unserer Niedrigkeit zu tun hat,
durch die Wirkung deiner Kraft erfüllt werde.

(Dieses Gebet ist übrigens leicht verändert ins Missale Pauls VI. übernommen worden.)

Dann folgt das lange, im Präfationston gesungene Weihegebet, während dessen der Priester das Wasser kreuzweise teilt, dann drei Kreuzzeichen darüber schlägt, es erneut kreuzweise teilt und in die vier Himmelsrichtungen vergießt, es kreuzweise anhaucht, dreimal die Osterkerze hineintaucht und dabei darum bittet, daß der Heilige Geist in das Wasser herabkomme, und es dann dreimal anbläst, daß es aufwalle. - Großer, archaischer Zauber!

Nach dem Weihegebet wird unter Gebeten Chrisam in das Taufwasser gegossen, dann folgt das Canticum Psalm 41 (42), 2-4: "Wie der Hirsch lechzt nach der Wasserquelle, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir..." - übrigens heißt es "Sicut cervus desiderat" und nicht "Quemadmodum desiderat cervus", wie es in der Vulgata heißt. Palestrina hat seinen Text also aus der Liturgie und nicht aus der gängigen Bibelübersetzung, und so steht er ja auch im Graduale.

Dann folgt dieses nicht ins Missale Pauls VI. übernommene Gebet:

2. Nach dem Canticum:
Omnípotens sempitérne Deus,
réspice propítius ad devotiónem pópuli renascéntis,
qui sicut cervus aquárum tuárum éxpetit fontem:
et concéde propítius,  
ut fídei ipsíus sitis, baptísmatis mystério,
ánimam corpúsque sanctíficet.
  
Allmächtiger, ewiger Gott,
schau gütig auf die Hingabe des wiederzugebärenden Volkes,
das wie ein Hirsch nach dem Brunnen deiner Wasser verlangt,
und gewähre gütig,
daß ihr Glaubensdurst durch das Geheimnis der Taufe
(sie an) Seele und Leib heilige.

Danach wird der Taufbrunnen inzensiert.