Samstag, 17. Mai 2025

Präfation zur "Krönung" eines Papstes

... genauer: für die eucharistische Feier zu Beginn des petrinischen Dienstes des römischen Pontifex (Quelle)


PRÆFATIO

Beatum Petrum dignatus es eligere


Vere dignum et justum est, æquum et salutáre,

nos tibi semper et ubíque grátias ágere,

Dómine, sancte Pater, omnípotens ætérne Deus:

Et te in sanctis tuis laudáre mirábilem,

per quos potíssimum Unigéniti tui sacrum corpus exórnas

et Ecclésiæ tuæ fundaménta constitútis.

Ipsam enim sapiénter in patriárchis et prophétis antíquo foédere præparátam,

novíssimis tempóribus in apóstolis præcípue condidísti.

Sed et beátum Petrum ex illis dignatus es elígere,

qui, Christi tui divinitátis confessióne conspícuus,

cæléstis superædificándæ domus ab ipso petra fíeri mererétur.

Quin étiam illum totíus tui gregis sic praésulem custodémque fecísti,

ut fratres quoque suos valéret júgiter confirmáre,

et a Fílio tui regni clávibus insignítus

quidquid ipse statuísset in terris,

servatúrum te, Pater, sciret in cælis.

Cum hódie singuláre munus Príncipi Apostolórum, tua grátia, commíssum,

devóta mente recólimus, majestátem tuam collaudámus,

et choris angélicis sociámur in exsultatióne clamántes:


Möglichst wörtliche Übersetzung:

Wahrlich ist es würdig und recht, angemessen und heilsam,

daß wir dir immer und überall danken,

Herr, heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott,

und dich als den Wunderbaren in deinen Heiligen loben,

mit denen du den heiligen Leib deines Eingeborenen aufs vorzüglichste auszeichnest

und deiner Kirche Fundamente befestigst.

Denn du hast sie, weise im alten Bund der Patriarchen und Propheten bereitet,

in der Fülle der Zeit vorzüglich auf die Apostel gegründet.

Du aber hast geruht, den seligen Petrus aus ihnen zu erwählen,

der, ausgezeichnet durch das Bekenntnis der Gottheit deines Gesalbten, verdient hat, 

von ihm zum Felsen des darauf zu erbauenden himmlischen Hauses gemacht zu werden.

Sogar zum Vorsteher und Hüter deiner ganzen Herde hast du ihn gemacht,

daß er auch seine Brüder stets festige

und daß er, von deinem Sohn mit den Schlüsseln deines Reiches ausgestattet,

wisse, daß das, was auch immer er selber bestimme auf Erden, 

von dir, Vater, auch im Himmel beobachtet werde.

Da heute das einzigartige Amt des Apostelfürsten durch deine Gnade verliehen wird,

verehren und loben wir ergebenen Herzens deine Majestät

und vereinen uns mit den Chören der Engel, in Jubel singend:


Unter New liturgical movement liest man „eine alte Präfation für das Fest Cathedra Petri“ mit englischer Übersetzung von Gregory DiPippo:


Truly it is worthy and just, right and profitable to salvation to praise Thee, o God, who art wondrous in thy Saints, and in them hast greatly been glorified. Though them adorning the sacred body of Thine only-begotten Son, by them Thou didst lay the foundations of Thy Church, which Thou didst found among the Patriarchs, prepare in the Prophets, and establish in the Apostles. From their number the blessed Peter, who was the first because of the confession of Thine only-begotten Son, and called to the office of an Apostle by the mouth of the Lord our God Himself, Thy very word, and his name being changed, was established as the foundation of Thy house, even him didst Thou make the protector and guardian of the gates of heaven, having granted to him the divine right, that what he should establish upon the earth, should be kept also in heaven. In his honor and glory today we keep this feast unto Thy majesty, and offer the sacrifice of thanks and praise, through Christ our Lord…


VD: Te laudare mirabilem Deum in sanctis tuis, in quibus glorificatus es vehementer. Per ipsos Unigeniti tui sacrum corpus exornans, et in ipsis Ecclesiae tuae fundamenta constituisti, quam in Patriarchis fundasti, in Prophetis preparasti, in Apostolis condidisti. Ex quibus beatum Petrum, ob confessionem Unigeniti Filii tui principem, per os ipsius Domini Dei nostri Verbi tui vocatum in apostolatum, et immutato nomine, confirmatum in fundamentum domus tuae, caelestium claustrorum praesulem custodemque fecisti, divino ei jure concesso, ut quae statuisset in terris, servarentur in caelis.

Cujus honore vel gloria hodie majestati tuae haec festa persolvimus, et gratiarum ac laudis hostiam immolamus. Per Christum...

Freitag, 29. November 2024

Votivmesse zur Erflehung der Gnade des Heiligen Geistes - Orationen

Vor der Ausgabe von 1961 gab es im Missale Romanum eine Missa ad postulandam gratiam Spiritus Sancti (Votivmesse zur Erflehung der Gnade des Heiligen Geistes). 

Dazu nimmt man alles aus der Missa de Spiritu Sancto (Votivmesse vom Heiligen Geist) mit diesen Orationen (Übersetzung aus dem "Schott" von 1941 und 1958):



ORATIO/TAGESGEBET


Deus cui omne cor patet, et omnis volúntas lóquitur, et quem nullum latet secrétum: purífica per infusiónem Sancti Spíritus cogitatiónes cordis nostri; ut te perfécte dilígere et digne laudáre mereámur. Per Dóminum nostrum Jesum Christum Fílium tuum; qui tecum vivit et regnat in unitáte ejúsdem Spíritus Sancti Deus: per ómnia sǽcula sæculórum.


O Gott, jedes Herz liegt vor dir offen, jedes Wollen spricht laut zu dir, und kein Geheimnis ist dir verborgen: läutere durch die Eingießung des Heiligen Geistes die Gedanken unseres Herzens, auf daß wir die Gnade erlangen, dich vollkommen zu lieben und gebührend zu loben. Durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir lebt und herrscht in der Einheit eben dieses Heiligen Geistes, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.



SECRETA/GABENGEBET


Hæc oblátio, quǽsumus, Dómine, cordis nostri máculas emúndet: ut Sancti Spíritus digna efficiátur habitátio. Per Dóminum nostrum Jesum Christum Fílium tuum; qui tecum vivit et regnat in unitáte ejúsdem Spíritus Sancti Deus: per ómnia sǽcula sæculórum.


Wir bitten, o Herr: diese Opfergabe tilge die Makeln unseres Herzens, damit es eine würdige Wohnung des Heiligen Geistes werde. Durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir lebt und herrscht in der Einheit eben dieses Heiligen Geistes, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.



POSTCOMMUNIO/SCHLUSSGEBET


Exáudi nos, Deus, salutáris noster: et pópulum tuum ab iracúndiæ tuæ terróribus líberum, et misericórdiæ tuæ fac largitáte secúrum. Per Dóminum nostrum Jesum Christum Fílium tuum; qui tecum vivit et regnat in unitáte Spíritus Sancti Deus: per ómnia sǽcula sæculórum.


O Gott, du unser Heil, erhöre uns: befreie dein Volk von den Schrecken deines Zornes und mache es furchtlos durch deine überreiche Barmherzigkeit. Durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Donnerstag, 30. Mai 2024

Zur Pfingstsequenz "Veni Sancte Spiritus"

Nach Dr. Nikolaus Gihr, Die Sequenz der Pfingstwoche, und Michael Foley, Die Pfingstsequenz "Veni Sancte Spiritus", aus: Dominus Vobiscum, Magazin der Laienvereinigung für den klassischen römsischen Ritus in der Katholischen Kirche, Nr. 28, Mai 2024. Rechtschreibung und Zeichensetzung leicht verändert. Besprechung hier.


(Text der Pfingstsequenz)



Aus Gihr (s.o.):


Das Versmaß ist trochäisch. Jeder Vers besteht aus vier Füßen, von denen der letzte unvollständig ist, da die kurze bzw. schwache Schlußsilbe jeweils weggeschnitten wurde. Sechs solcher Verse mit männlichen Reimen (a-a-b-c-c-b) gehören regelmäßig zusammen und bilden eine Strophe.


Einen vollendeten Klang gewinnen die kurzen Verse dadurch, daß das letzte Wort durchweg mindestens drei Silben hat, deren vorletzte immer kurz bzw. schwach ist. Die meisterhaften Strophen sind ihrem Inhalt nach in schöner Ordnung symmetrisch aneinandergereiht und bilden so ein harmonisch abgerundetes Ganzes.


Die Gliederung ist höchst einfach: Wie die erste Strophe ("Veni", viermal wiederholt) der fünften, d.h. letzten Strophe ("Da", viermal wiederholt), so entspricht die zweite Strophe (sechs Bezeichnungen des Heiligen Geistes) der vierten Strophe (sechs ausdrückliche Bitten an den Heiligen Geist), während die dritte, d.h. mittlere Strophe als Bindeglied den Inhalt der vorangehenden und der nachfolgenden Verse nicht nur kurz wiederholt, sondern auch noch begründet. (...)


(Die erste Strophe erinnert zudem an die Adventsliturgie, in der) in den sieben großen O-Antiphonen deren ergreifender Ruf "Veni" nicht verstummt, bis der "von allen Völkern Ersehnte" aus der gebenedeiten Jungfrau geboren ist.



Aus Foley (s.o.):


Die vierte, siebte und achte Strophe (...) sind eine Studie in Gegensätzen. (...) In der Strophe "In labore requies" beschreibt der Dichter den Heiligen Geist als den Gegensatz zu unterschiedlichen negativen Erfahrungen. (...) Die anderen beiden Strophen bestehen aus sechs inständigen Bitten an den Tröster in der Form von Gegensätzen. (...)


(In der) sechste(n) Strophe "Sine tuo numine" (hat) fatalerweise jemand im Lauf der Geschichte die Formulierung verändert (... vgl. hier). Der ursprüngliche Vers hatte statt "homine" (Mensch) "lumine" (Licht). Er lautet also: "Ohne dein Wirken ist nichts im Licht (...), ist nichts unschuldig." (...)


Die vorletzte Strophe "Da tuis fidelibus" enthält (den) spannenden Begriff "Septenarius" (...), ein Adjektiv für "siebenfach", und "sacrum" wird hier als Nomen verwendet. "Gib uns eine siebenfältige heilige Sache." (...) 

Vielleicht hatte unser Autor ein Wortspiel im Sinn. "Septenarius" kann sich im Lateinischen auch auf eine Gedichtzeile beziehen, die aus sieben Silben besteht, und tatsächlich ist das auch die Definition des englischen Wortes "septenarius, n.". (... So) könnte "sacrum septenarium" ebenso gut als ein "heiliges Septenarium" übersetzt werden. Und ein heiliges Septenarium wäre ein heiliges Gedicht, das aus siebensilbigen Versen besteht - ein Gedicht wie "Veni Sancte Spiritus". 

Indem der Dichter nun jedoch den Heiligen Geist um ein Gedicht bittet, das er bereits verfaßt hat, könnte er auf die paradoxe Natur des Gebets anspielen: Manchmal enthält unsere Bitte an Gott selbst die Antwort.



Außerdem...


Die Pfingstsequenz hat 210 (3x7x10) Silben. Die Drei steht für die göttliche Dreifaltigkeit, die Sieben für die Schöpfung und die Zehn für die göttlichen Gebote. Deren Gabe und die Schöpfung feiert das Volk Israel an seinem Pfingstfest, dessen Erbe das christliche bewahrt.


Sie hat aber 252 (3x7x12) Töne.


1. Strophe (8-9-9-8-9-9): 52

2. Strophe (8-9-10-8-9-10): 54

3. Strophe (9-7-10-9-7-10): 52

4. Strophe (9-9-7-9-9-7): 50

5. Strophe (7-8-7-7-8-7): 44


3x7x10 Silben, 3x7x12 Töne: Die für das Gesetz stehende Zehn wird durch die für das Gottesvolk und die Vollendung (himmlisches Jerusalem) stehende Zwölf in der Musik "überhöht".

 


Siehe auch 

- P. Kwasniewski, Die alte Pfingstvigil (vor 1955), im o. g. Magazin S. 36ff, hier zum Originalartikel

- P. Kwasniewski, Besonderheiten der Pfingstoktav, im o. g. Magazin S. 43ff, hier zum Originalartikel)

Sonntag, 7. April 2024

Kar- und Osterwoche: Liturgische Feinheiten und Entdeckungen ("Tauf"- und "Karfreitagsoktav")

Die Liturgie der Kar- und Osterwoche in der überlieferten römischen Ordnung von 1570 mit allen (archaischen) Détails und der Entdeckung einer möglichen Karfreitags- oder Sabbatoktav findet sich hier.

Sonntag, 8. Oktober 2023

"Hoch von dem Thron ein Jäger" - Marienlied zur Einhornjagd

Im Führer "Der Dom zu Lübeck" von Wolfgang Grusnick habe ich unter der Beschreibung des Marienaltars (Bild) ein Marienlied von Johann Spangenberg von 1544 gefunden.


Übertragung ins (einigermaßen) Neuhochdeutsche:


Hoch von dem Thron ein Jäger,

der jaget ein Einhorn fein.

Ein auserwählte Jungfraue

steckt aus ihr Ärmlein balde.

Mit Lust sprang es darein.


Gott sandt von Himmels Throne

den Engel Gabriel

all zu Maria der Schönen,

soll gebären Gottes Sohne

mit Namen Emmanuel.


Die Hündlein, so es jagten,

triebens frisch und wohl getrost,

die Wahrheit und Gerechtigkeit,

Fried und auch Barmherzigkeit,

der Jungfrauen in den Schoß.


Die Jungfrau, die war edel,

von königlicher Art.

Von David und dem Salomon

gebar sie Jesum, Gottes Sohn

ganz rein, keusch und zart.


Der Busch blieb unversehret

und brannte durch Feuers Flamm’:

So hat Maria, die Schöne,

empfangen Gottes Sohne

ohn Sünd und Mannes Sam’.


Sie ist die güldene Pforte,

verschlossen in Ewigkeit,

dazu der beschlossen’ Garten,

hat g’glaubt des Engels Worte,

bracht Heil und Seligkeit.


Sie ist das Vlies im Taue

des Fürsten Gideon,

der schöne, versiegelte Brunne,

gebar mit Freud und Wonne

den einigen Gottessohn.


Sie ist die Rute Jesse,

welche ganz verdorret war.

Mit seliger Blüte und Fruchte

in jungfräulicher Zuchte

den Heiland uns gebar.


Sie ist wie Zimmet und Balsam,

gar teu’r und freudenreich.

Die schöne Rose von Jericho

und die Ledder (= Zeder?) im Libano,

erhöhet ganz wonniglich.


Sie ist die Wohlgebaute,

Davids, des Königs, Turm,

beziert und wohl und milde,

mit tausend schönen Schilden,

vergleicht des Himmels Thron.


Sie war im gülden Eimer,

behalten(d) das Himmelsbrot.

das hat vertilget alleine

in Maria, der Reinen,

Höll, Sünd und ewigen Tod.


Lob, Ehr und Dank dem Vater

in göttlicher Majestät,

dem Sohn und Heiligem Geiste,

der uns sein Gnade leiste

nun und in Ewigkeit.