Mittwoch, 29. Mai 2019

Vigilmesse zu Christi Himmelfahrt

Das Missale Romanum von 2002 - die editio typica tertia des Meßbuchs Pauls VI. von 1969/70 - sieht wieder eine Vigilmesse zu Christi Himmelfahrt vor.

Deren im Missale gebotenen Gesänge sind:

Antiphona ad introitum 
Regna terræ, cantáte Deo, psállite Dómino,
qui ascéndit super cælum cæli;
magnificéntia et virtus eius in núbibus, allelúia. (Ps 67, 33.35)

Ihr Reiche der Erde, singt Gott, psallieret dem Herrn,
der aufgestiegen ist über den Himmel der Himmel;
seine Hoheit und Macht (reicht bis) in die Wolken, halleluja.

Antiphona ad communionem 
Christus, unam pro peccátis ófferens hóstiam,
in sempitérnum sedet in déxtera Dei, allelúia. (Cf. Hebr 10, 12)

Christus, ein einziges Opfer für die Sünden darbringend,
sitzt auf ewig zur Rechten Gottes, halleluja.


Beide Gesänge bietet das "reformierte" Graduale Romanum nicht. Darum hier - und die weiteren Teile ergänzend - die Gesänge der traditionellen Vigilmesse zum Fest im aktuellen Graduale, die freilich größtenteils die des vorangehenden Sonntags sind. (Siehe auch hier.)

IN: Vocem jucunditatis - S. 229

ALL 1: Surrexit - S- 230 
(Beim ersten Alleluja, das Graduale in der Osterzeit, wird das erste "Alleluja" nicht wiederholt. Das Graduale Romanum von 1974 gibt übrigens für die Wochentage der Osterzeit, d. h. für die Messen mit nur einer Lesung, nur einen Allelujagesang nach der Lesung an. Vermutlich wird die 2002 wiedereingeführte Vigilmesse zu Christi Himmelfahrt zwei Lesungen plus Evangelium haben; mir liegt aber kein aktuelles Lektionar vor.)

ALL 2: Exivi - S. 230

OFF: Benedicite gentes - S. 231

CO: Cantate Domino, all. - S. 222

Liturgisches Unterholz 3

Zur Messe am Mittwoch der 6. Osterwoche (5. Woche nach Ostern), d. h. am Vigiltag von Christi Himmelfahrt findet sich folgende Rubrik im Missale des heiligen Johannes XXIII.:

Wo die Verpflichtung zum Chorgebet besteht, werden heute, wenn ein Duplex-Offizium zu feiern ist - nicht nur eines der 1. Klasse, auch ein Semiduplexfest - drei Konventmessen gelesen ("dicuntur"), die erste nach der Terz vom Offizium des Tages, die zweite nach der Sext von der Vigil, die dritte nach der Non von den Bittagen zur Prozession gemäß den Rubriken.
Wenn keine Prozession stattfindet, wird die Messe von den Bittagen in der Vigilmesse kommemoriert.
Wenn aber ein Offizium Duplex 1. Klasse zu halten ist, wird das der Vigil nicht gefeiert ("non fit"), sondern nur das von den Bittagen.
Wenn jedoch das Offizium von der Vigil zu halten ist, wird davon die Konventsmesse gelesen ("dicitur"); doch fällt, wenn die Prozession gehalten wird, die Bittmesse nicht aus.

Siehe dazu den Nachtrag aus Osnabrück hier.

Dienstag, 28. Mai 2019

Bittprozession und Bittmesse

IN LITANIIS MAJORIBUS ET MINORIBUS


Die drei Tage vor Christi Himmelfahrt wurden auf Anordnung des heiligen Bischofs Mamertus von Vienne (5. Jahrhundert) als Buß- und Bittage begangen, um die durch vielerlei Unglücksfälle gebeugten Christen geistlich aufzurichten. Dieser Brauch verbreitete sich schnell in der ganzen Kirche, die die Bittage am Ende des 8. Jahrhunderts offiziell übernahm.


Der Sinn der Bittage mit ihrer Prozession und dem eigenen Meßformular ist es, Gott um seinen Segen über die Gärten, Felder und Wälder zu bitten. Angesichts des kräftigen Frühlingswachstums vergessen wir nicht, daß die Ernte durch Frost und Hagel u.a. gefährdet ist. Wir sind trotz aller Technik und allem Fortschritt abhängig von der Natur. Auch dürfen wir uns Ihm mit unserem ganzen Leben anvertrauen: Er schenkt uns „unser tägliches Brot“, das heißt alles, was wir zum Leben und Glauben brauchen.


Vertrauensvoll und demütig wenden wir uns zu Gott, dem Geber alles Guten und flehen auch die Heiligen um ihre Fürbitte bei Gott an. (Aus dem "Schott"; Erhellendes auch hier.)


Von Montag bis Mittwoch vor Christi Himmelfahrt begeht die Kirche die Bittage. Der Sonntag davor heißt bei Protestantens (abweichend vom Introitus "Vocem jucunditatis") "Rogate" ("Bittet!"). Sie wollten also trotz Abschaffung der (Werktags-)Messe nicht auf die Bittage verzichten.


Freunde der Tradition stutzen bei diesem Brauch, der aus dem 5. Jahrhundert stammt: Wieso soll mitten in der österlichen Freudenzeit gefastet, gekniet, auf das Gloria verzichtet und violett getragen werden?


Die Not muß schon sehr groß oder das Frühmittelalter sehr dunkel gewesen sein, als man diese Bußtage in die Osterzeit einfügte. Die Römische Kirche hat sich immerhin noch 300 Jahre dagegen gewehrt.


Das Meßbuch 1969/70 sieht an diesen Tagen auch keine Bittmesse mehr vor; die Tage haben - wie alle anderen Wochentage der Osterzeit - eigene Meßformulare und Lesungen bekommen, die nichts mit den Bittagen zu tun haben. Man kann natürlich aus den Messen "Pro variis necessitatibus" wählen. 


Auch das Graduale Romanum von 1974 bietet keine "österliche" Bittmesse mehr, wohl aber unter den "Missæ ad diversa" solche "In diversis circumstantiis publicis", unter denen sich "Bittmessen" befinden.


Es sieht so aus, daß man bei der Liturgiereform ganz froh war, sich dieses Fremdkörpers in der Osterzeit entledigen zu können.


Und dennoch: Gerade weil es eigentlich nicht paßt, ist diese Tradition ja so schön. Und darum haben gerade die jüngeren Christen die Bittage wieder entdeckt, freilich ganz postmodern und echt katholisch ohne das Fasten.



PRAKTISCHE VORSCHLÄGE ZU DEN BITTMESSEN im Ordo Paulinus:


Die Bittprozession geht klassisch der Messe voraus. Konstitutiv ist die Allerheiligenlitanei, die durch weitere Gesänge und Gebete ergänzt werden kann. Die Litanei ersetzt im Ordo Paulinus das Kyrie und die Fürbitten der Messe.


Die Prozession wird mit dem Kreuzzeichen und dem liturgischen Gruß eröffnet. Sie schließt – ohne Bußakt – mit dem Tagesgebet der Messe ab. 


Vorschläge für Gebete und Gesänge für die Prozession und die Messe findet man hier:


Gesänge zur Bittprozession und zur Bittmesse


Die Messe wird in violetter Farbe und ohne Gloria gefeiert.


Das deutsche Meßbuch bietet zu den Bittagen eigene Meßformulare, die aus den "Missæ ad diversa" ausgewählt sind. (Zelebriert man auf Latein, liegen die Formulare 28, 30, ggf. 35-37 besonders nahe.)


Im Ordo Gregorianus werden in allen drei Bittmessen Jak 5, 16-20 und Lk 11, 5-13 gelesen. Will man im Ordo Paulinus nicht die Bahn-Lesungen nehmen, kann man z. B. diese auswählen:


Findet nur eine Bittmesse statt, nimmt man die fettgedruckten Schriftstellen und Gesänge. (Die Seitenangaben beziehen sich auf die alten Meßlektionare aus den 1980er Jahren.)


LESUNG:

Montag: Ausw. 3: Jak 5, 7-8.16c-18 (ML VIII, S. 241)

Dienstag: Ausw. 1: Phil 4, 6-9 (ML VIII, S. 203)

Mittwoch: Ausw. 2: 1 Tim 2, 1-8 (ML VIII, S. 141)


GRADUALE:

Alleluja "Confitemini" - Graduale 239

oder

GL 46, 1 oder 174, 7 + Ps 85 [84] (ML VIII, S. 299)

Ersatz: 

Montag: GL 428, 5 Dir will ich Dank bezeugen

Dienstag: GL 403, 2-4 Ermuntert euch und singt ...

Mittwoch: GL 144, 2.3 Erkennt, daß Gott ist unser Herr


V. D. EVANGELIUM: GL 175, 2 + entsprechender Vers

oder

Montag: Ausw. 3: Eph 1, 3 (ML VIII, S. 300)

Dienstag: Ausw. 1: 1 Chr 29, 10b.11b (ebenda)

Mittwoch: Ausw. 2: Ps 33 (32), 22 (ebenda)


EVANGELIUM:

Montag: Ausw. 3: Lk 11, 5-13 (ML VIII, S. 300)

Dienstag: Ausw. 1: Mt 6, 31-34 (ML VIII, S. 230)

Mittwoch: Ausw. 2: Mt 7, 7-11 (ML VIII, S. 283) 



Die Fürbitten werden nur gebetet, wenn die Litanei nicht gesungen wurde:


FÜRBITTEN IN DER BITTMESSE


Lasset uns beten zu Gott,

in dem wir leben, uns bewegen und sind,

um eine gute Ernte und günstige Witterung. *


1 Daß er seine ganze heilige Kirche

für seine Ernte am Ende der Zeit bereite. *


2a Daß er unser Land

vor allem Schaden bewahre. *


2b Daß er in den Herzen aller

die Dankbarkeit für seine Gaben erwecke und erhalte. *


2c Daß er alle Menschen

zum rechten Gebrauch seiner Gaben führe. *


3 Daß er den Darbenden

helfende Liebe sende. *


Daß er uns Regen und Sonnenschein

zur rechten Zeit gebe,

uns vor Blitz, Hagel und jeglichem Unwetter behüte

und uns eine gute Ernte und das tägliche Brot gebe. *


P Herr, unser Gott,

reiche deinen Gläubigen vom Himmel her

deine hilfreiche Hand,

damit wir dich von ganzem Herzen suchen

und empfangen, was wir in rechter Weise erbitten. 

Durch Christus, unseren Herrn.