Dienstag, 21. Januar 2020

Hymnus "Sol, ecce, lentus occidens"

Der neuzeitliche Hymnus (Text: Anselmo Lentini, † 1989) kommt in der Liturgia Horarum in der Vesper am Mittwoch der II. und IV. Woche im Jahreskreis vor. Das deutsche Stundenbuch ersetzt ihn an beiden Stellen durch „Guter König und Herr“ (nach „Inventor rutili, dux bone, luminis“) – es gibt also keine amtliche deutsche Übersetzung.

Da ich gebeten wurde, den Hymnus zu übersetzen, stelle ich, da die Arbeit nun einmal gemacht ist, hier das Ergebnis der Öffentlichkeit zur Verfügung. Es handelt sich zwar nicht um eine "liturgische Preziose", aber da der Hymnus doch ganz schön ist, bekommt er hier einen Platz.


Sol, ecce, lentus óccidens
montes et arva et ǽquora 
mæstus relínquit, ínnovat
sed lucis omen crástinæ,

mirántibus mortálibus
sic te, Creátor próvide,
leges vicesque témporum
umbris dedísse et lúmini.

Ac dum, tenébris ǽthera
siléntio preméntibus,
vigor labórum déficit,
quies cupíta quǽritur,

spe nos fidéque dívites
tui beámur lúmine
Verbi, quod est a sǽculis
splendor patérnæ glóriæ.

Est ille sol qui nésciat
ortum vel umquam vésperum;  
quo terra gestit cóntegi,
quo cæli in ævum júbilant.

Hac nos seréna pérpetim
da luce tandem pérfrui,
cum Nato et almo Spíritu
tibi novántes cántica.
Sieh, die langsam untergehende Sonne:
Berge, Felder und Meere
verläßt sie traurig. Erneuert
jedoch das Vorzeichen des morgigen Lichtes,

so daß die Sterblichen bestaunen,
wie du, vorsorgender Schöpfer,
Gesetze und Wechsel der Zeiten
den Schatten gegeben hast und dem Licht.

Und während, da die Finsternisse die Himmel
mit Stille bedecken,
das Treiben der Arbeit schwindet,
die begehrte Ruhe gesucht wird,

werden wir, reich an Hoffnung und Glaube
beseligt mit dem Licht deines
Wortes, das von Ewigkeit her ist
der Glanz der väterlichen Herrlichkeit.

Es ist jene Sonne, die nicht kenne
einen Aufgang oder je einen Abend;
von der die Erde begehrt, bedeckt zu werden,
der die Himmel in Ewigkeit jubeln.

Dieses heitere Licht laß uns ewig
doch endlich ganz und gar genießen,
mit dem Geborenen und dem nährenden Geist
dir Loblieder erneuernd (=immer neu singend).




Mittwoch, 8. Januar 2020

Lied: "Messias, Jesus, einzger Sohn"

Nicht nur im Bistum Münster wird zur Jahreswende das Name-Jesu-Lied "Messias, Jesus, einzger Sohn" mit westfälisch-ernster Inbrunst gesungen. Dabei geht es auf einen reformierten Schweizer zurück. 

Beim Requiem für Bischof Reinhard Lettmann am 24. 4. 2013 ist es erklungen und aufgezeichnet worden.

Hier der Text aus dem münsterschen Anhang des "Gotteslobs" (Nr. 765):

1. Messias, Jesus, einzger Sohn
des Vaters aller Wesen,
zum König auf des Ewgen Thron,
eh Licht ward, auserlesen;
voll Gottesweisheit, Licht aus Licht,
voll Kraft, die mächtig zu uns spricht,
voll Gnad und Gottesliebe!

2. O Name, der die Hölle schreckt,
vor dem die Himmel schweigen,
durch den die Toten auferweckt
aus ihren Gräbern steigen;
der von dem Himmel ward gebracht
und durch den Engel kund gemacht:
O Name, sei gepriesen!

Und hier der ursprüngliche Text von Johann Caspar Lavater:

1. O süßester der Namen all,
Den Menschenzungen nennen!
O, du, der Himmel Wiederschall,
Dem tausend Herzen brennen,
O Jesus, Jesus Christus, wie
Beugt tief genug sich unser Knie
Vor dir, der Hohen höchster?

2. O, du, der ewig uns befreit,
Von jenem Tod und Schmerzen!
Wer, gottesvoller Heiland freut
Sich deiner nicht von Herzen?
Dein Nam' ist Hilfe, Heil und Huld.
Vor dir verschwindet Tod und Schuld.
Wo ist, wie du, ein Retter?

3. Messias Jesus, erster Sohn
Des Vaters aller Wesen!
Zum König auf Jehovas Thron,
Eh' Licht ward, auserlesen!
Voll Gottes Weisheit, Licht aus Licht!
Voll Kraft, die darstellt, wenn sie spricht!
Voll reinster Gottesliebe!

4. Hoch über alle Namen geht
Dein Name, Weltregierer!
Der Priester Erster, Urprophet!
Du aller Führer Führer!
Dein ist die Tiefe, dein die Höh',
O König aller Könige!
Dein alles, Jesu Christe!