Montag, 22. April 2019

Zwei Gebete zur Taufwasserweihe in der Osternacht

Im Missale Pius V. finden sich in der Feier der Osternacht zwei schöne Gebete zur Taufwasserweihe:  

1. Zu Beginn, vor dem eigentlichen Weihegebet:
Omnípotens sempitérne Deus,
adésto magnæ pietátis tuæ mystériis,
adésto sacraméntis;
et ad recreándos novos pópulos,
quos tibi fons baptismátis párturit,
spíritum adoptiónis emítte;
ut quod humilitátis nostræ geréndum est ministerio,
tuæ virtútis impleátur efféctu.
  
Allmächtiger, ewiger Gott,
steh (uns) bei durch die Geheimnisse deiner großen Milde,
steh (uns) bei durch die Sakramente;
und zu den wiederzuerschaffenden neuen Völkern,
die dir der Brunnen der Taufe gebären soll,
sende den Geist der Annahme aus,
damit das, was der Dienst unserer Niedrigkeit zu tun hat,
durch die Wirkung deiner Kraft erfüllt werde.

(Dieses Gebet ist übrigens leicht verändert ins Missale Pauls VI. übernommen worden.)

Dann folgt das lange, im Präfationston gesungene Weihegebet, während dessen der Priester das Wasser kreuzweise teilt, dann drei Kreuzzeichen darüber schlägt, es erneut kreuzweise teilt und in die vier Himmelsrichtungen vergießt, es kreuzweise anhaucht, dreimal die Osterkerze hineintaucht und dabei darum bittet, daß der Heilige Geist in das Wasser herabkomme, und es dann dreimal anbläst, daß es aufwalle. - Großer, archaischer Zauber!

Nach dem Weihegebet wird unter Gebeten Chrisam in das Taufwasser gegossen, dann folgt das Canticum Psalm 41 (42), 2-4: "Wie der Hirsch lechzt nach der Wasserquelle, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir..." - übrigens heißt es "Sicut cervus desiderat" und nicht "Quemadmodum desiderat cervus", wie es in der Vulgata heißt. Palestrina hat seinen Text also aus der Liturgie und nicht aus der gängigen Bibelübersetzung, und so steht er ja auch im Graduale.

Dann folgt dieses nicht ins Missale Pauls VI. übernommene Gebet:

2. Nach dem Canticum:
Omnípotens sempitérne Deus,
réspice propítius ad devotiónem pópuli renascéntis,
qui sicut cervus aquárum tuárum éxpetit fontem:
et concéde propítius,  
ut fídei ipsíus sitis, baptísmatis mystério,
ánimam corpúsque sanctíficet.
  
Allmächtiger, ewiger Gott,
schau gütig auf die Hingabe des wiederzugebärenden Volkes,
das wie ein Hirsch nach dem Brunnen deiner Wasser verlangt,
und gewähre gütig,
daß ihr Glaubensdurst durch das Geheimnis der Taufe
(sie an) Seele und Leib heilige.

Danach wird der Taufbrunnen inzensiert.

Freitag, 19. April 2019

Karfreitagsprozession in Jerusalem

Aus dem 

ORDO PROCESSIONUM
QUAE HIEROSOLYMIS
IN 
BASILICA S. SEPULCRI D. N. JESU CHRISTI
A FRATRIBUS MINORIBUS
PERAGUNTUR

(Ordnung der Prozessionen,
die in Jerusalem
in der Basilika des Heiligen Grabes unseres Herrn Jesus Christus
von den Minderbrüdern [= Franziskanern]
durchgeführt werden)


(Rom 1947)


ORDNUNG DER GRABESPROZESSION 
AM KARFREITAG


I. 
In der Erscheinungskapelle


Die Kantoren stimmen die Antiphon an:
Wir opfern also dir, Vater, diesen geliebten Sohn, diesen Priester und höchsten Hohenpriester, diesen besten und treusten Hirten, der sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer zum Duft der Lieblichkeit.


Dann erfolgt die erste Predigt in italienischer Sprache. Wenn sie beendet ist, stimmen die Kantoren den Psalm Miserere (50/51) an, und die Prozession schreitet zur Kapelle der Kleideraufteilung und zur Säule der Heilandsklagen, wo zwei weitere Predigten gehalten werden.




II. 
Auf dem Kalvarienberg


Wenn die Prozession zum Kalvarienberg kommt und das Kreuz vor dem Kreuzigungsaltar niedergelegt worden ist, wird die vierte Predigt gehalten. Dann geht man zu dem Ort, wo Christus (den Geist) ausgehaucht hat, und das Kreuz wird auf das gespaltene Loch gelegt, wo das Kreuz Christi aufgerichtet wurde. Hier wird die fünfte Predigt in französischer Sprache gehalten. Danach wird von einem Diakon das folgende Evangelium gesungen (Joh 19, 38-42):

Nach dem Vortrag des Evangeliums erfolgt durch zwei Diakone, die Joseph (von Arimathäa) und Nikodemus darstellen, die Abnahme des Bildes des am Kreuz hängenden Christus. Dann wird vom Chor das Responsorium gesungen: 
Der Vorhang des Tempels zerriß und die ganze Erde erbebte. Der Schächer rief vom Kreuz und sagte: Gedenke meiner, Herr, wenn du in dein Reich kommst. Die Felsen zerbarsten und die Gräber öffneten sich, und viele Leiber der Heiligen, die entschlafen waren, standen auf.


III. 
Am Salbungsstein und am Heiligen Grab


Danach wird das Bild des Gekreuzigten auf dem Salbungsstein niedergelegt, wo es mit Duftwasser besprengt und beweihräuchert wird und wo dann eine arabische Predigt gehalten wird.
Wenn das geschehen ist, wird das heilige Bild von vier Priestern zum Heiligen Grab gebracht, und während es vom Zelebranten an diesen heiligen Ort zurückgelegt wird, singt der Chor das Responsorium
Nachdem der Herr beigesetzt war, wurde das Grab versiegelt, indem sie einen Stein an den Eingang des Grabes sollten und Soldaten postierten, die ihn bewachen sollten. Die Obersten der Priester gingen zu Pilatus und baten ihn.

Nach der letzten Predigt in spanischer Sprache wird das Responsorium gesungen:
Christus wurde für uns gehorsam bis zum Tod, ja, bis zum Kreuzestod. Deshalb auch hat Gott ihn erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist.


Oration

Schaue her, wir bitten, Herr, auf deine Familie, für die unser Herr Jesus Christus nicht gezaudert hat, sich den Händen der Sünder zu übergeben und auf sich zu nehmen die Folter der Kreuzes.