Mittwoch, 29. Mai 2019
Vigilmesse zu Christi Himmelfahrt
Liturgisches Unterholz 3
Siehe dazu den Nachtrag aus Osnabrück hier.
Dienstag, 28. Mai 2019
Bittprozession und Bittmesse
IN LITANIIS MAJORIBUS ET MINORIBUS
Die drei Tage vor Christi Himmelfahrt wurden auf Anordnung des heiligen Bischofs Mamertus von Vienne (5. Jahrhundert) als Buß- und Bittage begangen, um die durch vielerlei Unglücksfälle gebeugten Christen geistlich aufzurichten. Dieser Brauch verbreitete sich schnell in der ganzen Kirche, die die Bittage am Ende des 8. Jahrhunderts offiziell übernahm.
Der Sinn der Bittage mit ihrer Prozession und dem eigenen Meßformular ist es, Gott um seinen Segen über die Gärten, Felder und Wälder zu bitten. Angesichts des kräftigen Frühlingswachstums vergessen wir nicht, daß die Ernte durch Frost und Hagel u.a. gefährdet ist. Wir sind trotz aller Technik und allem Fortschritt abhängig von der Natur. Auch dürfen wir uns Ihm mit unserem ganzen Leben anvertrauen: Er schenkt uns „unser tägliches Brot“, das heißt alles, was wir zum Leben und Glauben brauchen.
Vertrauensvoll und demütig wenden wir uns zu Gott, dem Geber alles Guten und flehen auch die Heiligen um ihre Fürbitte bei Gott an. (Aus dem "Schott"; siehe auch hier und hier.)
Von Montag bis Mittwoch vor Christi Himmelfahrt begeht die Kirche die Bittage. Der Sonntag davor heißt bei Protestantens (abweichend vom Introitus "Vocem jucunditatis") "Rogate" ("Bittet!"). Sie wollten also trotz Abschaffung der (Werktags-)Messe nicht auf die Bittage verzichten.
Freunde der Tradition stutzen bei diesem Brauch, der aus dem 5. Jahrhundert stammt: Wieso soll mitten in der österlichen Freudenzeit gefastet, gekniet, auf das Gloria verzichtet und violett getragen werden?
Die Not muß schon sehr groß oder das Frühmittelalter sehr dunkel gewesen sein, als man diese Bußtage in die Osterzeit einfügte. Die Römische Kirche hat sich immerhin noch 300 Jahre dagegen gewehrt.
Das Meßbuch 1969/70 sieht an diesen Tagen auch keine Bittmesse mehr vor; die Tage haben - wie alle anderen Wochentage der Osterzeit - eigene Meßformulare und Lesungen bekommen, die nichts mit den Bittagen zu tun haben. Man kann natürlich aus den Messen "Pro variis necessitatibus" wählen.
Auch das Graduale Romanum von 1974 bietet keine "österliche" Bittmesse mehr, wohl aber unter den "Missæ ad diversa" solche "In diversis circumstantiis publicis", unter denen sich "Bittmessen" befinden.
Es sieht so aus, daß man bei der Liturgiereform ganz froh war, sich dieses Fremdkörpers in der Osterzeit entledigen zu können.
Und dennoch: Gerade weil es eigentlich nicht paßt, ist diese Tradition ja so schön. Und darum haben gerade die jüngeren Christen die Bittage wieder entdeckt, freilich ganz postmodern und echt katholisch ohne das Fasten.
PRAKTISCHE VORSCHLÄGE ZU DEN BITTMESSEN im Ordo Paulinus:
Die Bittprozession geht klassisch der Messe voraus. Konstitutiv ist die Allerheiligenlitanei, die durch weitere Gesänge und Gebete ergänzt werden kann. Die Litanei ersetzt im Ordo Paulinus das Kyrie und die Fürbitten der Messe.
Die Prozession wird mit dem Kreuzzeichen und dem liturgischen Gruß eröffnet. Sie schließt – ohne Bußakt – mit dem Tagesgebet der Messe ab.
Vorschläge für Gebete und Gesänge für die Prozession und die Messe findet man hier:
Gesänge zur Bittprozession und zur Bittmesse
Die Messe wird in violetter Farbe und ohne Gloria gefeiert.
Das deutsche Meßbuch bietet zu den Bittagen eigene Meßformulare, die aus den "Missæ ad diversa" ausgewählt sind. (Zelebriert man auf Latein, liegen die Formulare 28, 30, ggf. 35-37 besonders nahe.)
Im Ordo Gregorianus werden in allen drei Bittmessen Jak 5, 16-20 und Lk 11, 5-13 gelesen. Will man im Ordo Paulinus nicht die Bahn-Lesungen nehmen, kann man z. B. diese auswählen:
Findet nur eine Bittmesse statt, nimmt man die fettgedruckten Schriftstellen und Gesänge. (Die Seitenangaben beziehen sich auf die alten Meßlektionare aus den 1980er Jahren.)
LESUNG:
Montag: Ausw. 3: Jak 5, 7-8.16c-18 (ML VIII, S. 241)
Dienstag: Ausw. 1: Phil 4, 6-9 (ML VIII, S. 203)
Mittwoch: Ausw. 2: 1 Tim 2, 1-8 (ML VIII, S. 141)
GRADUALE:
Alleluja "Confitemini" - Graduale 239
oder
GL 46, 1 oder 174, 7 + Ps 85 [84] (ML VIII, S. 299)
Ersatz:
Montag: GL 428, 5 Dir will ich Dank bezeugen
Dienstag: GL 403, 2-4 Ermuntert euch und singt ...
Mittwoch: GL 144, 2.3 Erkennt, daß Gott ist unser Herr
V. D. EVANGELIUM: GL 175, 2 + entsprechender Vers
oder
Montag: Ausw. 3: Eph 1, 3 (ML VIII, S. 300)
Dienstag: Ausw. 1: 1 Chr 29, 10b.11b (ebenda)
Mittwoch: Ausw. 2: Ps 33 (32), 22 (ebenda)
EVANGELIUM:
Montag: Ausw. 3: Lk 11, 5-13 (ML VIII, S. 300)
Dienstag: Ausw. 1: Mt 6, 31-34 (ML VIII, S. 230)
Mittwoch: Ausw. 2: Mt 7, 7-11 (ML VIII, S. 283)
Die Fürbitten werden nur gebetet, wenn die Litanei nicht gesungen wurde:
FÜRBITTEN IN DER BITTMESSE
P Lasset uns beten zu Gott,
in dem wir leben, uns bewegen und sind, †
um eine gute Ernte und günstige Witterung. *
1 Daß er seine ganze heilige Kirche †
für seine Ernte am Ende der Zeit bereite. *
2a Daß er unser Land †
vor allem Schaden bewahre. *
2b Daß er in den Herzen aller †
die Dankbarkeit für seine Gaben erwecke und erhalte. *
2c Daß er alle Menschen †
zum rechten Gebrauch seiner Gaben führe. *
3 Daß er den Darbenden †
helfende Liebe sende. *
4 Daß er uns Regen und Sonnenschein
zur rechten Zeit gebe, †
uns vor Blitz, Hagel und jeglichem Unwetter behüte †
und uns eine gute Ernte und das tägliche Brot gebe. *
P Herr, unser Gott,
reiche deinen Gläubigen vom Himmel her
deine hilfreiche Hand,
damit wir dich von ganzem Herzen suchen
und empfangen, was wir in rechter Weise erbitten.
Durch Christus, unseren Herrn.