Im Missale Pius V. finden sich in der Feier der Osternacht zwei schöne Gebete zur Taufwasserweihe:
1. Zu Beginn, vor dem eigentlichen Weihegebet:
Omnípotens sempitérne Deus,
adésto magnæ pietátis tuæ mystériis,
adésto sacraméntis;
et ad recreándos novos pópulos,
quos tibi fons baptismátis párturit,
spíritum adoptiónis emítte;
ut quod humilitátis nostræ geréndum est ministerio,
tuæ virtútis impleátur efféctu.
Allmächtiger, ewiger Gott,
steh (uns) bei durch die Geheimnisse deiner großen Milde,
steh (uns) bei durch die Sakramente;
und zu den wiederzuerschaffenden neuen Völkern,
die dir der Brunnen der Taufe gebären soll,
sende den Geist der Annahme aus,
damit das, was der Dienst unserer Niedrigkeit zu tun hat,
durch die Wirkung deiner Kraft erfüllt werde.
(Dieses Gebet ist übrigens leicht verändert ins Missale Pauls VI. übernommen worden.)
Dann folgt das lange, im Präfationston gesungene Weihegebet, während dessen der Priester das Wasser kreuzweise teilt, dann drei Kreuzzeichen darüber schlägt, es erneut kreuzweise teilt und in die vier Himmelsrichtungen vergießt, es kreuzweise anhaucht, dreimal die Osterkerze hineintaucht und dabei darum bittet, daß der Heilige Geist in das Wasser herabkomme, und es dann dreimal anbläst, daß es aufwalle. - Großer, archaischer Zauber!
Nach dem Weihegebet wird unter Gebeten Chrisam in das Taufwasser gegossen, dann folgt das Canticum Psalm 41 (42), 2-4: "Wie der Hirsch lechzt nach der Wasserquelle, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir..." - übrigens heißt es "Sicut cervus desiderat" und nicht "Quemadmodum desiderat cervus", wie es in der Vulgata heißt. Palestrina hat seinen Text also aus der Liturgie und nicht aus der gängigen Bibelübersetzung, und so steht er ja auch im Graduale.
Dann folgt dieses nicht ins Missale Pauls VI. übernommene Gebet:
2. Nach dem Canticum:
Omnípotens sempitérne Deus,
réspice propítius ad devotiónem pópuli renascéntis,
qui sicut cervus aquárum tuárum éxpetit fontem:
et concéde propítius,
ut fídei ipsíus sitis, baptísmatis mystério,
ánimam corpúsque sanctíficet.
Allmächtiger, ewiger Gott,
schau gütig auf die Hingabe des wiederzugebärenden Volkes,
das wie ein Hirsch nach dem Brunnen deiner Wasser verlangt,
und gewähre gütig,
daß ihr Glaubensdurst durch das Geheimnis der Taufe
(sie an) Seele und Leib heilige.
Danach wird der Taufbrunnen inzensiert.