Der Havelberger Dompropst Matthäus Ludecus, lutherischen Bekenntnisses, hat 1589 in Ermangelung eines Bischofs für das konfessionell gemischte Domkapitel und die Pfarreien des 1598 aufgelösten Bistums ein "Missale" drucken lassen, das erkennbar als ein solches traditionell sein will, aber natürlich das eucharistische Hochgebet nach Luthers Vorgabe entfernt.
Zum leichteren Finden:
- Advent
- Credo
- Erscheinung/Epiphanias und die folgenden Sonntage
- Palmsonntag - Matthäuspassion deutsch
- Karfreitag - "Passio sine titulo"
- Weißer Sonntag und Osterzeit
- Bittage
- Letzter Sonntag nach Trinitatis
- Kirchweih ("In Dedicationis Templi")
- Freitag
Kein "Meßkanon"/"Abendmahlsbericht", keine Orationen "Secreta" (Gabengebet) und "Post Communionem" (Schlußgebet).
- deutsche Kollekten ("Tagesgebete") für die Sonn- und Festtage
- deutsche Kollekten ("Tagesgebete") für die Heiligenfeste
- Ordnung der deutschen Gesänge für die Sonn- und Festtage
- Ordnung der deutschen Gesänge für die Heiligenfeste
Das Fronleichnamsfest ist erhalten, sogar dessen Sequenz "Lauda Sion" des heiligen Thomas samt der darin enthaltenen (von Luther abgelehnten) Transsubstantiationslehre. An dessen Ende finden wir einen "lutherischen Zombie". Die abgeschaffte Fronleichnamsprozession war Ludecus diese liebevolle Erwähnung wert:
Olim sub Papatu hoc die a prandio solennis supplicatio, quam vulgo processionem vocant, in urbibus et pagis a Clero et populo habita est. Mystae sacris vestibus inauratum calicem una cum patena tenuerunt.
Antistes ceremoniarum et sacrorum, sive summus pastor consecratam hostiam in argento et deaurato Cibario, quod vulgo Monstrantiam nominant, stipatus proceribus populi sub coelo fabrefacto, circumgestavit, atque in illa processione initia quatuor Evangeliorum a 4 Evangelistis descriptorum in quatuor diversis locis lecta sunt.
Postea tota processio forum, quod frondibus et herbis optime ornatum fuit, periit, ibique Te DEUM laudamus, intenta voce concinuit.
Atque his omnibus peractis quilibet laetus laetum corporis Christi diem transegit.
Einst unter dem Papsttum ist an diesem Tag in Städten und Dörfern von Klerus und Volk nach dem Essen ein feierlicher Bittgang abgehalten worden, den sie "Prozession" nannten. Die Priester hielten in heiligen Gewändern den vergoldeten Kelch mit der Patene.
Der Vorsteher der Zeremonien und der heiligen Dinge (Geräte?; vielleicht Thesaurar) oder der oberste Hirte (= Bischof, Pfarrer) hat die konsekrierte Hostie in einem silbernen und vergoldeten Ziborium umhergetragen, das sie "Monstranz" nannten, umgeben von den Vornehmen des Volkes unter einem kunstvoll angefertigten Himmel. Und bei dieser Prozession wurden die vier Anfänge der von den vier Evangelisten aufgeschriebenen Evangelien an vier verschiedenen Orten gelesen.
Dann endete die ganze Prozession auf dem Marktplatz, der mit Maien und Kräutern aufs beste geschmückt war, und hier erklang das Tedeum mit starker Stimme.
Und nachdem all diese Dinge getan waren, verbrachte jeder fröhlich den fröhlichen Tag des Leibes Christi.
Schön ist auch das "Kyrie summum" zu Ostern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen